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Die Ernährung vor und in der Schwangerschaft - entscheidend für die Gesundheit des Kindes

Aktualisiert: 6. Juni


Was wir täglich essen und trinken hat einen direkten, messbaren Einfluss auf unsere Gesundheit.

Umso wichtiger ist die Ernährung während der Schwangerschaft.

Dass eine gesunde Ernährung in der Schwangerschaft wichtig ist, sollte allen klar sein. Doch was es genau mit den sog. ersten 1000 Tagen auf sich hat und warum gerade dieses Zeitfenster kritisch ist und einen großen Einfluss auf die Gesundheit und Entwicklung des ungeborenen Kindes hat, erkläre ich dir in diesem wichtigen Beitrag.


positiver Schwangerschaftstest

Die ersten 1000 Tage bezeichnen den Zeitraum von der Befruchtung der Eizelle bis etwa zum zweiten Geburtstag des Kindes.

Gerade diese 1000 Tage sind entscheidend, wenn es um die Gesundheit und Entwicklung des Kindes geht.


Unzählige Daten bestätigen dies. In keiner Lebensphase hat die Ernährung einen so bedeutenden Stellenwert wie in diesen 1000 Tagen. Sie bildet die Basis für die weitere Entwicklung und Gesundheit des neuen Menschen.


Inhalt:



1. Die Bedeutung der Ernährung des Vaters


Genau genommen spielt bereits die Phase vor der Schwangerschaft eine wichtige Rolle.

Der Lebensstil und damit einhergehend die Ernährung der Mutter und des Vaters etwa drei Monate vor Eintritt der Schwangerschaft haben einen enormen Einfluss auf die Qualität von Eizelle und Sperma und somit den Erfolg der Schwangerschaft.


Wissenschaftler der Forschungsgruppe um den Nephrologen Prof. Dr. Berthold Hoch untersuchten außerdem bereits 2018 "den Zusammenhang zwischen einer fett-, zucker- und salzreichen Ernährung des Vaters während und vor der Spermienreifung und einem gestörten Glukosestoffwechsel beim Kind, der später zu Diabetes führen kann" wie du in der Quellenangabe 2 nachlesen kannst.

Ein Nährstoffmangel beim Vater, wie zum Beispiel ein Zink-Mangel, kann die Sperma-Qualität beeinflussen. Ebenso kann sich Rauchen oder ein hohes Körpergewicht des Vaters auf die Sperma-Qualität auswirken einhergehend mit einem erhöhten Risiko für Gendefekte oder auch Fehlgeburten.


Es ist also wichtig bei Kinderwunsch den Lebensstil, die Gesundheit und vorallem die Ernährung vom Vater unter die Lupe zu nehmen und ggf. Anpassungen vorzunehmen.


Frauen wird bereits in der Kinderwunsch-Phase außerdem dazu geraten Folsäure zu supplementieren. Eine Gabe von Folsäure mindestens vier Wochen vor der Befruchtung bis zur Vollendung des ersten Trimesters soll nachweislich das Risiko für einen Neuralrohrdefekt beim Baby senken. Sprich hier am besten direkt bei Kinderwunsch mit deiner Frauenärztin.



Tabelle: Lebensstil und Ernährung vor der Schwangerschaft: Mutter und Vater


Mutter

Vater

Gesunder Lebensstil

Ja

Ja

Gesunde Ernährung

Ja

Ja

Rauchen aufhören

Ja

Ja

Auf Alkohol verzichten

Ja

Ja

Gesundes Körpergewicht

Ja

Ja




2. Ernährung im 1. Trimester


Das 1. Trimester beschreibt die ersten 12 Wochen der Schwangerschaft und im Durchschnitt ist es die 6. Schwangerschaftswoche, in der Frauen herausfinden, dass sie schwanger sind. Häufig aufgrund eintretender Übelkeit.

Der Begriff Morgenübelkeit ist meiner Erfahrung nach nicht korrekt und spielt das oft sehr ernste Thema herunter, denn die Übelkeit kann den ganzen Tag andauern und nicht nur die Lebensqualität in dieser Zeit einschränken, sondern auch die Nahrungsaufnahme.


Eine adäquate Nährstoffversorgung in dieser Zeit kann problematisch werden.


Ultraschallbild 1.Trimester Schwangerschaft


2.1. Übelkeit in der Frühschwangerschaft


Doch wie lässt sich eine ausgewogene Ernährung mit allen wichtigen Nährstoffen sicherstellen, wenn die Schwangere kaum etwas essen kann? Wie wirkt sich diese Zeit auf die Versorgung des Kindes aus?


Dazu ist es wichtig Folgendes zu wissen:

Bis sich die Planzenta ausgebildet und das Ungeborene mit Nährstoffen versorgt, ist der sog. Dottersack für die Ernährung des Embryos zuständig. Der Dottersack bildet sich direkt in den frühen Wochen der Schwangerschaft und übernimmt die Versorgung bis etwa zur 10. Schwangerschaftswoche.


Und nun kommt die Ernährung vor der Schwangerschaft ins Spiel.

Denn was den Nährstoff-Status des Dottersacks prägt, ist die Ernährung vor der Schwangerschaft von Mutter und Vater etwa 12 Wochen vor Eintritt der Schwangerschaft. Daher ist es, wie oben bereits erwähnt, sehr wichtig auch vor der Schwangerschaft seine Ernährung bedarfsdeckend zu gestalten und gerade bei Kinderwunsch besonders auf einen insgesamt gesunden Lebensstil zu achten.


2.2. 5 Tipps bei Übelkeit in der Frühschwangerschaft


  1. Finde ein Zeitfenster, in der die Nahrungsaufnahme ok ist. Das kann ganz früh morgens oder in der Nacht sein. Versuche hier eine möglichst nährstoffreiche Mahlzeit zu essen. Kleine Portionen sind meist besser verträglich.

  2. Vermeide hochverarbeitete Lebensmittel.

  3. Trinke genügend Wasser.

  4. Versuch es mit eiskalten Smoothies. Gefrorene Früchte und Gemüse sind meist relativ geruchs- und geschmacklos und können dich in dieser Zeit mit einigen Nährstoffen versorgen.

  5. Sollte es dir sehr schwer fallen zu essen oder das Essen bei dir zu behalten, sprich unbedingt mit deiner Frauenärztin/Hebamme und hol dir professionelle Hilfe von einer Ernährungsberaterin. Ich bin sehr gerne in dieser Zeit an deiner Seite.




3. Ernährung im 2. und 3. Trimester


Die Energie der Mutter ist zurück, die Übelkeit meist verschwunden, Sport ist nun wieder möglich. Im 2. und 3. Trimester der Schwangerschaft geht es um Wachstum von Mutter und Kind. Die Größe von Bauch und Brust nimmt langsam zu. Fett wird an den Hüften und Oberschenkeln für die Stillzeit gespeichert und das Kind wächst rasant und macht es sich im enger werdenden Bauch bequem.


Da die Mutter nun die Nährstoffe über die Plazenta mit dem Kind teilt, steht eine ausgewogene Ernährung reich an vollwertigen Lebensmitteln wie Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten, Nüssen und Saaten weiterhin an oberer Stelle.


Der Hunger wird größer, denn der Kalorien- und Proteinbedarf steigt sowie der Bedarf an einigen Mikronährstoffen, wie Jod, Zink und auch Vitamin D, um nur einige zu nennen. Ich habe dir bereits einen Beitrag verfasst, in dem ich alle wichtigen Nährstoffe zusammengetragen habe.


Besonders herausheben möchte ich dennoch die Bedeutung für Eisen.

Denn der Eisenbedarf steigt in der Schwangerschaft um ganze 100% an. Daher ist es wichtig neben eisenreichen Lebensmitteln wie Linsen und Kichererbsen, die am besten mit einer Vitamin C-Quelle kombiniert werden, die Eisenwerte per Blutcheck überprüfen zu lassen. Denn besonders zum Ende der Schwangerschaft kann es zu einem Eisenmangel kommen und ein Supplement benötigt werden.







3.1. Abwechslungsreich essen in der Schwangerschaft prägt den Geschmackssinn des Kindes


Eine bunte und abwechwslungsreiche Ernährung reich an Obst und Gemüse, Nüssen und Saaten, sowie Hülsenfrüchten ist nicht nur nährstoffreich und gut für den Darm, sondern eine vielfältige Ernährungsweise der Mutter prägt auch den Geschmackssinn des Kindes.


Studien zeigen, dass Kinder, die im Mutterleib den Geschmack von Knoblauch, Brokkoli und Gewürzen kennengelernt haben, diese Lebensmittel häufiger in der Beikostzeit akzeptieren werden.


Somit lautet die Empfehlung: so lange die Mutter die Lebensmittel verträgt, gerne so bunt wie möglich während der Schwangerschaft essen.



Vielseitiges Gemüse


3.2 Allergene in der Schwangerschaft


In den Handlungsempfehlungen für die Schwangerschaft empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung im Hinblick auf die Allergieprävention während der Schwangerschaft und Stillzeit eine abwechslungsreiche und bunte Lebensmittelzufuhr. Je weniger Nahrungsmittel aus dem Speiseplan ausgeschlossen werden, desto stärker die Allergieprävention.


Zu den häufigsten Allergenen zählen: Eier, Kuhmilch(-produkte), Weizen/Roggen, Schalentiere, Erdnüsse, Nüsse, Sesam und Soja.


Eine Allergie ist einfach erklärt eine Überreaktion des Immunsystems auf ein Protein, das in den genannten Lebensmitteln vorkommt und für den Körper nicht gefährlich ist. Je früher diese Allergene in die Ernährung eingebaut werden, umso höher die Chancen, dass das Immunsystem diese nicht als Feind ansieht.


Die aktuelle Studie vom Mai 2024 des National Institutes of Health’s National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) hat gezeigt, dass eine frühe und regelmäßige Einführung von Erdnüssen bei Kleinkindern bis zum Alter von 5 Jahren die Wahrscheinlichkeit eine Erdnussallergie im Erwachsenenalter zu entwickeln um 71% senkt. Siehe hierzu Quelle 7.


Ob der Konsum von tierischen Lebensmitteln für die Allergieprävention für vegane Schwangere/Stillende empfehlenswert ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar bzw. nicht erforscht. In meiner Ernährungsberatung: Vegane Schwangerschaft teile ich meine Erfahrungen mit dir und zeige dir direkte Handlungsempfehlungen auf.




4. Welche Lebensmittel in der Schwangerschaft gemieden werden sollten


Auf stark verarbeitete Lebensmittel, Fertiggerichte und Junk Food sollte in der Schwangerschaft verzichtet werden. Zuckerhaltige Getränke, wie Limonaden aber auch koffeinhaltige Getränke, wie Kaffee, grüner oder schwarzer Tee (lies hier unbedingt mehr zu koffeinhaltigen Getränken in der Schwangerschaft) sollten stark reduziert, wenn nicht gar komplett gemieden werden. Alkohol und Rauchen ist bekannterweise ein No-Go während der Schwangerschaft.



Ich hoffe der Beitrag hat dir gezeigt wie die Ernährung in der Schwangerschaft, aber auch der Lebensstil vor der Schwangerschaft von der Mutter aber auch vom Vater die Weichen für die Entwicklung und Gesundheit des Kindes stellt.

Ganz gleich, ob du dich nun rein pflanzlich oder plant-based ernährst, begleite ich dich unfassbar gerne durch diese bedeutende Zeit und teile mit dir all mein Wissen über eine gesundheitsfördernde Ernährung für dich und dein Baby.



Alles Liebe

Sylvia




Über die Autorin


Ernährungsberaterin Sylvia Dieg

Mein Name ist Sylvia Dieg, ich bin vegane Mama und leidenschaftliche Ernährungsberaterin für vegane Frauen mit dem Schwerpunkt vegane Schwangerschaft. Mir liegt es am Herzen, dass vegan lebende Frauen bei bester Gesundheit vegan bleiben. Daher teile ich all mein Wissen, aktuell und wissenschaftlich fundiert, in meinen Magazin-Artikeln und meinen Beratungen mit veganen Frauen und ihren Partnern.




Literatur:


  1. Schwarzenberg S., Georgieff M. (2018) Advocacy for Improving Nutrition in the First 1000 Days to Support Childhood Development and Adult Health.Pediatrics .2018;141:e20173716:doi: 10.1542 PMID: 29358479

  2. Prof. Dr. Berthold Hocher, Prägung vor der Zeugung – Ernährungsfehler des Vaters beeinflussen die Gesundheit seiner zukünftigen Kinder (Internet). Universität Potsdam (2018) (zitiert vom 3.6.2024) https://www.uni-potsdam.de/de/medieninformationen/detail/2018-05-22-praegung-vor-der-zeugung-ernaehrungsfehler-des-vaters-beeinflussen-die-gesundheit-seine

  3. Dr. Amati F., Every Body Should know this, 1. Auflage, Penguin, 2024, S. 37-62

  4. Zoe Nutrition & Science podcast (2024). Dr. Amati F.; Foods for every stage of life

  5. Salas-Huetos A., James ER., Aston KI., Jenkins TG., ,Carrell DT. 2019) Diet and sperm quality: Nutrients, foods and dietary patterns Reprod. Biol. 19(3):219-224. doi: 10.1016/j PMID: 31375368

  6. Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Einheitliche Handlungsempfehlungen für die Schwangerschaft aktualisiert und erweitert. DGEinfo (12/2018) 183-189 (Internet) (zitiert vom 4.6. 2024) , https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/gezielte-ernaehrung/ernaehrung-in-schwangerschaft-und-stillzeit/handlungsempfehlungen-ernaehrung-in-der-schwangerschaft/#c3166

  7. National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) (Internet) Introducing peanut in infancy prevents peanut allergy into adolescence (2024) (ziteirt vom 3.6.2024) https://www.nih.gov/news-events/news-releases/introducing-peanut-infancy-prevents-peanut-allergy-into-adolescence


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